Bruno Marx im Kreise seiner Familie. Sie feierten mit ihm seinen Abschied von der Lebenshilfe. Nach 47 Jahren geht er nun in den Ruhestand.
Nach 47 Dienstjahren hieß es jetzt für Prokurist Bruno Marx Abschied zu nehmen. In kleinem Kreis wurde am vergangenen Freitag gefeiert.
Ein Schriftzug mit „Danke Bruno“ ziert eine Wand der Sporthalle im Haus Klaus Schreiner und ist zugleich auch das Motto des Tages. Lange, so berichtet Lebenshilfe-Geschäftsführer Peter Schön, sei das Datum im Kalender markiert gewesen, die Vorbereitungen für das Fest angelaufen. „Alle Pläne wurden dann von Corona über den Haufen geworfen“, gesteht Schön. Gerne hätte er den Prokuristen unter anderen Vorzeichen verabschiedet. „Mit mehr Nähe statt mit Abstand, mit mehr Pappnasen statt mit Mund-Nasenschutz“, so Schön. Vor allem aber mit mehr Gästen. Nur zu gerne hätten sich die Menschen mit Behinderung von Bruno Marx verabschiedet. Sie seien ihm immer am Wichtigsten gewesen. „Den Mensch zu sehen, so wie er ist. Das habe ich von Bruno gelernt“, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Hermann-Josef Scharf.
Es war am 1. Oktober 1973, als Bruno Marx als Lehrling zu der 1966 gegründeten Lebenshilfe kam. Damals arbeitete noch am Standort in Reitscheid. Kurz darauf, 1976, lernte Heide Theobald den heutigen Ruheständler kennen. Damals war sie noch Praktikantin. Mit dem Mofa sei Bruno Marx zu dieser Zeit angebraust gekommen, heute mit dem schicken Cabrio.
„Vom Lehrbub zum Prokuristen“ hat es Marx in 47 Dienstjahren gebracht. „Du bist Dir in Deinem Amt immer treu geblieben, warst motiviert, fleißig, bescheiden und stets auf die Praxis bedacht“, sagt Peter Schön mit Blick auf den Verwaltungsleiter. Sein Geschäftsführer-Kollege erinnert derweil an den Job als Festwirt bei den Sommerfesten, den Marx stehst mit viel Begeisterung übernommen hatte. Die Lebenshilfe sei in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem strammen Baum gewachsen und dieser lebe von den Wurzeln. „Und eine dieser Wurzeln war Bruno“, sagt Scharf. Ähnlich bewertet es Bernhard Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Lebenshilfe St. Wendel, wenn er sagt: „Bruno Marx ist mit der Lebenshilfe gewachsen.“ Um zu verdeutlichen, dass der Verwaltungsleiter tatsächlich ein Urgestein der Lebenshilfe ist, merkt Müller an: „Als er anfing, war Peter Schön noch nicht geboren.“
Die Redner teilen mit den Gästen die ein oder andere Erinnerung an ihre Zeit mit dem Ruheständler. „Es ist ein Naturgesetz, dass es beim Abschied mehr Lob als sonst im kompletten Berufsleben gibt“, sagt Schön. Und er soll Recht behalten. Denn mit Anerkennung für die Leistung des scheidenden Prokuristen wird an diesem Nachmittag nicht gespart.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Stimme ein wenig vor Rührung zittert, als Bruno Marx dann selbst zum Mikrofron greift. „Wer mich kennt, weiß, ich bin kein großer Redner, aber es liegt mir am Herzen, mich zu bedanken – beim Team und bei meiner Familie.“ Viel Freude hätte ihm die Zeit bei der Lebenshilfe bereitet. Es sei nicht immer einfach gewesen, aber erfüllend. „Ich habe viel in der Lebenshilfe gelernt“, sagt Marx. Was folgt, ist minutenlanger Applaus seiner Gäste.
Zu solch einer Feier gehören auch Geschenke, so auch eines mit Symbolkraft. Es soll dem Abschiednehmenden sagen, dass er stets willkommen ist. Daher überreicht ihm Peter Schön einen gebastelten Schlüssel zur Lebenshilfe.
(Von Evelyn Schneider, Bericht Saarbrücker Zeitung, 6.7.2020)