Besuch im Alexander Kunz Theatre

Lebenshilfe beim Jubiläum des Alexander Kunz Theatre

 

260 Menschen der Lebenshilfe mit und ohne Behinderung bei der Vorpremiere des Alexander Kunz Theatre

Wie schnell die Zeit vergeht: das Alexander Kunz Theatre feiert im Spielgelpalais am Deutsch-Französischen-Garten sein zehnjähriges Jubiläum. Seit acht Jahren feiert auch die Lebenshilfe kräftig mit. So auch diesmal, denn das Kunz-Team hatte zur Vorpremiere wieder 260 gehandicapte Menschen der Lebenshilfe St. Wendel und der Betriebsstätte Merzig-Wadern und ihre Betreuer eingeladen. Für diese ist der Besuch im festlich beleuchteten und dekorierten Spiegelpalais natürlich der absolute Höhepunkt des Jahres, fast wie Weihnachten im November.

Von der ersten Minute an sind die Gäste voll im Varieté-Fieber. Moderator Thomas Otto stürmt auf die Bühne und ruft ins Publikum: „Seid ihr gut drauf?“ Lautstarker Beifall brandet auf und hundertfach ertönt die Antwort: „joooo!“. Otto hat einen braunen Papierbeutel in der Hand und geht auf Kevin unten in der Manege zu: „Du hast hier den besten Platz. Du musst auf den Beutel aufpassen. Aber lass ihn keine Sekunde aus den Augen!“  Kevin verspricht es und der Moderator platziert den Beutel in drei Metern Höhe an einer der Palais-Säulen.

Schon folgt der erste Höhepunkt: Der Chinese Cai Yong, Preisträger beim weltbekannten Zirkusfestival in Monte Carlo, beeindruckt mit außergewöhnlicher Handstand-Akrobatik und einem schnellen, ausdauernden Kreisel im Kopfstand. Danach geht es Schlag auf Schlag. Die Neuseeländerin Emma Phillips balanciert bei ihrer „Antipoden-Performance“ immer mehr Schirme auf ihren Füßen – sieht spielerisch aus, ist aber extrem schwierig. Den Zuschauern stockt der Atem, als Zhang Fan auf einem zwölf Millimeter dünnen, schwingenden Drahtseil einen Handstand auf einer Leiter vollführt und sich gar oben aufs Einrad wagt.

Zum „Star“ des Abends wird aber Professor Wacko. Der Russe mischt sich zunächst unters Publikum, scheinbar leicht senil und gebrechlich. Das ändert sich aber schnell, sobald er ein Trampolin unter seinen Füßen hat. Irre, seine Comedy-Nummer voller Salti, Schrauben und vermeintlichen Missgeschicken. Das ist eine Performance, wie sie die Gäste lieben – spannend, lustig und voller Überraschungen. Das finden auch Horst, Günther  und Heinz  von der Seniorengruppe – sie haben reichlich Spaß im Theatre. Horst und Günther haben sich zur Feier des Tages chice rote Krawatten umgebunden; Heinz ist dagegen bei den obligatorischen grauen Hosenträgern geblieben.

Neben einem tollen Programm aus Musik, Tanz, Akrobatik, Magie und Comedy verwöhnte die Kunz-Crew die Gaumen der Gäste von der Lebenshilfe mal wieder aufs Beste. Die „Geschmacksexplosionen“ reichten von „Crèmesuppe von weißen Rübchen mit brauner Nussbutter“,  über „Kabeljau mit krosser Haut auf Risotto von Perlgraupen“ bis hin zu „Entenkeule confitiert mit asiatischem Wokgemüse und pikanten Kürbisravioli“. Als Abschluss werden zum Dessert ein „Warmer Kuchen von der Callebaut-Plantagenschokolade“, „exotischer Früchteragout“ und Pistazieneis serviert – Gerichte,  die in den Lebenshilfe-Wohnheimen noch nie auf der Speisekarte standen, die aber von allen mit vorzüglichem Appetit genossen wurden – merci Monsieur Alexandre.

Bleibt eigentlich nur zu klären, was es mit dem von Kevin streng beobachteten Papierbeutel auf sich hat. Thomas Otto lüftet zum Schluss das Geheimnis: darin ist eine verschlossene Erdnuss-Dose und darin versteckt ein 50-Euro-Schein, den während der Show Bau-Ingenieur Gerd signiert und dem Moderator überlassen hatte. Wie der Schein dann in den Papierbeutel gekommen ist, wusste auch Kevin nicht: „Keine Ahnung, ich hab doch gut aufgepasst.“

Ist ja auch egal. Wichtiger war sowieso das, was Alexander zum Abschluss verkündete: „Liebe Gäste von der Lebenshilfe, Ihr wart ein Superpublikum. Die Vorpremiere mit Euch zu feiern, ist schon Tradition. Wir werden diese Tradition auch in den kommenden Jahren fortsetzen.“ (Pressetext: Georg Lauer)